Sonntag, 20. September 2015

Selbstmorde und Justiz

1) Kirsten Heising
aus Wikipedia:
Kirsten_Heisig


Todesumstände:
Die Umstände des Todes von Kirsten Heisig erregten besonderes öffentliches Interesse. Heisig hielt am Vormittag des 28. Juni 2010 ihren letzten Sitzungstag beim Amtsgericht Tiergarten. Am Morgen des 29. Juni 2010 erschien sie nicht zum Dienst.[18] Am Mittwoch darauf (30. Juni 2010) begann nach einer Vermisstenmeldung die polizeiliche Suche nach ihr. Die Berliner Justizsenatorin Gisela von der Aue und Polizeisprecher erklärten, es gebe keine Anzeichen für eine Entführung oder sonstige Straftat.[19] Heisigs Leiche wurde am Sonnabend, dem 3. Juli, im Tegeler Forst bei Berlin-Heiligensee an einem Baum erhängt aufgefunden.[20][21] Bereits zweieinhalb Stunden nach dem Fund der Leiche gab die Justizsenatorin – „um den Spekulationen ein Ende zu bereiten“ – bekannt, Kirsten Heisig habe „offensichtlich Suizid“ begangen.[22] Dies wurde in den nächsten Tagen durch die Staatsanwaltschaft, weitere amtliche Stellen und die Ergebnisse der Obduktion bestätigt.[23] Näheres über die Todesumstände wurde nicht bekanntgegeben. Die restriktive Informationspolitik der Staatsanwaltschaft wurde in zahlreichen Internet-Foren immer wieder moniert, in den Leitmedien hingegen nur in einer Ausnahme: in der Neuen Zürcher Zeitung, wo es hieß, dass die bisher veröffentlichten „Umstände so fragwürdig sind, dass sich der Verdacht eines vertuschten Mordes nicht aus der Öffentlichkeit entfernen lässt.”[24]
Der Journalist Gerhard Wisnewski erstritt schließlich vor dem letztinstanzlichen Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Aufhebung der strikten Nachrichtensperre[25] der Staatsanwaltschaft zum 15. November 2010. Der Generalstaatsanwalt wurde verpflichtet, „dem Antragsteller Auskunft zu erteilen über die Todesursache und den Todeszeitpunkt von Frau Heisig, den Fundort und die Auffindesituation der Leiche, darüber, welche Fakten eine Fremdverursachung des Todes ausschließen und welche objektiven Anhaltspunkte für ein planvolles Vorgehen von Frau Heisig in Bezug auf ihren eigenen Tod sprechen.“[26][27] Die Berliner Staatsanwaltschaft verfasste daraufhin einen vierseitigen Bericht, den sie am 18. November 2010 nicht nur, wie angewiesen, dem Antragsteller, sondern auch – „aus Gründen der Gleichbehandlung“ – der Presse generell zur Verfügung stellte. Er bestätigt den Suizid und enthält Details zur unmittelbaren Vorgeschichte sowie zur Auffindesituation, jedoch nicht zu den vom OVG-Beschluss unberührten Motiven der Selbsttötung.

2) Hans-Peter Z.
aus Spiegel Online
Hans-Peter Z.

Northeim - Sein Wille, bis zum letzten Atemzug zu hungern, war ungebrochen. . . .Umgesetzt hat er ihn, als er sich Mitte November auf sein Fahrrad setzte und von seiner kleinen Wohnung am Harzburger Platz in Hannover ins niedersächsische Mittelgebirge Solling radelte. Nur mit einem Rucksack, den Kleidern am Leib und einem dunkelblauen Wasserkanister trat der Arbeitslose seine letzte Reise an.
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24 Tage dauerte sein qualvolles Sterben, das er detailliert in einem Tagebuch dokumentierte.
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"Jeder Suizid hat eine Vorgeschichte", erklärt Diplom-Psychologe Georg Fiedler vom Therapiezentrum für Suizidgefährdete des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. "Fest steht, dass dieser Mann einen großen Sterbewillen gehabt und sich von den anderen Menschen abgewandt haben muss."
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Sie habe seit Jahren keinen Kontakt zu ihrem Vater gehabt, sagte Joana Z. SPIEGEL ONLINE.
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In einem Tagebuch zeichnet Hans-Peter Z. sein langsames Sterben auf, wie seine Organe langsam versagen, seine Haut eintrocknet, der Verstand strauchelt. Am Ende bittet er diejenigen, denen das Büchlein eines Tages in die Hände fallen werde, es seiner Tochter Joana zu übergeben. 
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Die Aufzeichnungen sollen nach Polizeiangaben der Tochter bereits vorliegen. "Dieses Tagebuch ist ein erschütterndes Dokument", sagt Sigrun Teske SPIEGEL ONLINE. Ihr Mann Rudi, ein Jäger, hatte den abgemagerten, keine 50 Kilo schweren Leichnam auf dem Hochsitz entdeckt. "Aber warum wählte er diesen Weg des Suizids?"
Vielleicht erklärt es Hans-Peter Z. in seinen Aufzeichnungen oder zwischen den Zeilen.
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Suizidalität sei mit einer hohen Ambivalenz zwischen dem Wunsch, zu sterben, aber auch zu leben, verbunden, sagt Fiedler. "Die meisten wollen nicht sterben, sondern wissen einfach nicht, wie sie weiterleben können."

3) Dr. Roland Rehmet
aus Blauer-Weihnachtsmann.de
blauer-weihnachtsmann.de

Allerdings holten ihn die vergeblichen Bemühungen seine Tochter zu sehen ein. Das vorwiegend willkürliche geführte Gerichtsverfahren zermürbte ihn über die Jahre, so dass er am Dienstag seinem Leben ein Ende setzte.

aus Hamburger Morgenpost
Hamburger Morgenpost

Roland Rehmet war ursprünglich Mitinhaber einer Chemie-Firma in München und hatte dort eine Frau kennengelernt. 2003 kam die gemeinsame Tochter zur Welt. Wenig später kam es zur Trennung. Es folgte ein erbitterter Streit um das Kind. Als die Mutter (45) nach Hamburg zog, gab Rehmet seinen Job auf und zog hinterher. Doch Arbeit fand der Chemiker hier nicht.
Aus dem Umfeld der Frau oder von ihr selbst wurde Rehmet in den kommenden Jahren vier Mal angezeigt, unter anderem wegen Körperverletzung und sexuellen Missbrauchs des Kindes. Alle Ermittlungsverfahren wurden eingestellt. „Meine Frau trägt ungeheuerliche Lügen vor“, so Rehmet in einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft.
Die Mutter wies den Vorwurf gegenüber der MOPO zurück. Nachdem ein psychologisches Gutachten negativ ausgefallen war, durfte Rehmet seine Tochter nicht mehr sehen.
Für die „Blauen Weihnachtsmänner“ steht fest, dass das zum Freitod geführt hat: „Das willkürliche Gerichtsverfahren zermürbte ihn über die Jahre. Die Perspektivlosigkeit hat ihm den Lebenswillen geraubt“, so Detlef Naumann. Der Vorsitzende der Organisation: „Ich hoffe, dass sein Freitod die Richter wachrütteln wird.“


1 Kommentar:

  1. Wenn in Österreicher keine Selbstmorde im Zusammenhang mit missglückten Gerichtsverfahren oder -praktiken publik werden, bedeutet das nicht, dass es auf der Insel der Seligen keine gibt, sondern nur, dass diese in den Akten lt. Totenschein als Selbstmord durch ... infolge einer Depression abgelegt werden.

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